Robert Adams: The Place We Live. Retrospektive des fotografischen Werks
30. Juni bis 10. November 2013
Der Amerikaner Robert Adams (geb. 1937 in Orange, New Jersey) gilt heute mit Lee Friedlander und Robert Frank als Klassiker der künstlerischen Fotografie der letzten Jahrzehnte. Obwohl sein Werk in jüngerer Zeit auch in Europa zunehmend bekannt geworden ist, kommt es doch erst jetzt zu einer ersten umfassenden Präsentation seiner Arbeit. Diese Ausstellung, die mehr als 300 fotografische Originalabzüge umfasst, wird nach Stationen in Vancouver, Los Angeles, Denver, Madrid (Museo Reina Sofia) und Paris (Musée Jeu de Paume) auch im Bottroper Josef Albers Museum gezeigt, als einziger Station in Deutschland. Robert Adams verbindet mit Josef Albers und dessen Museum in Bottrop eine lang dauernde Wertschätzung. Konzipiert wurde die Ausstellung von der Yale University Art Gallery gemeinsam mit dem Künstler.
Wie kein anderer Fotograf des 20. Jahrhunderts hat sich Adams mit der Landschaft des amerikanischen Westens auseinandergesetzt. Der Westen ist bei ihm zunächst eine Region mit klaren geografischen Koordinaten – das Gebiet von den großen Ebenen über die Rocky Mountains bis zum Pazifik. Adams' Blick ist ausdrücklich sachlich, detailliert und versucht eine genaue Bestandsaufnahme. In schwarz/weißen Fotografien, die oft mit einer großformatigen Plattenkamera aufgenommen sind, zeigt er die urbanen Zentren und ländlichen Gebiete Colorados, Kaliforniens und Oregons.
Wer die Region mit dem Fotografen besucht, erkennt die Wunden, die unsere Zivilisation der Landschaft geschlagen hat. Wir beobachten die rücksichtslose Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, die Verdichtung der Population und die Zersiedelung der Landschaft durch das ungeregelte Wuchern der Städte. Die Prognose dieser Bilder, die der Künstler genauso in seinen Essays formuliert hat, ist skeptisch, gerade weil sie universale Gültigkeit hat. Getrieben von Eigennutz und einem unbewussten Zerstörungswillen, hat unsere Gesellschaft ihre Lebensräume seit dem beginnenden 19. Jahrhundert zunehmend ihrer Qualitäten beraubt.
Doch entgegen den unübersehbaren Zeichen des Niedergangs, lassen Adams' Fotografien genauso Momente der Hoffnung erkennen. Denn auch die Weite und Stille der amerikanischen Landschaften, die Majestät der Gebirge und die üppige Gestalt der über Jahrhunderte gewachsenen Wälder sind noch gegenwärtig. Sie halten die Erinnerung wach an das, was der Westen einst für seine frühen Siedler war: ein Reich der Freiheit, das jedem, der es betrat, Raum bot zur Entfaltung des Lebens nach seinen Vorstellungen.
Gegen den ersten Anschein künden Adams' Bilder deshalb auch von der Hoffnung auf Versöhnung. In den chaotischen Szenerien der Gegenwart zeigen sich plötzlich
Momente der Harmonie. Die Fotografien beschreiben, so genau wie möglich, die Zerstörungen unserer Lebenswelt, und zugleich halten sie fest an dem, was Adams als das Ziel aller künstlerischen Arbeit sieht: die Schönheit des Lebens. Deren Ausdruck ist die gelungene ästhetische Form, wie sie sich etwa in einem Baum in der Landschaft, dem Flug eines Vogels und in der Erscheinung des Lichts zeigt. Sie sind die Boten dieser stillen Schönheit und eröffnen einen geistigen Raum.
Die Ausstellung wurde gefördert durch die Evonik Industries AG und die Kunststiftung NRW.